Satz mit verbalem Prädikat (第1課)

Wie der Name schon sagt, spielt bei einem Satz mit verbalem Prädikat das Verb eine zentrale Rolle. Um Sätze mit verbalem Prädikat (in der Art von „Wo kommen Sie her?“, „Ich komme aus Deutschland.“) bilden zu können müssen wir zunächst die einzelnen Bestandteile eines (Verbal-)Satzes kennenlernen. Im Folgenden werden diese Bestandteile erklärt und die wichtigsten Informationen gegeben, damit Sie Sätze mit verbalem Prädikat selbst bilden können. Sätze mit anderen Prädikaten sollen in den folgenden Lektionen behandelt werden.

Das Verb

In der japanischen Gegenwartssprache existieren 3 verschiedene Arten (sogenannte Klassen) von Verben, die sich durch formale Kriterien unterscheiden lassen. (sogenannte Flexionsklassen)Info About Flexion

1. schwach veränderliche Verben (Abk.: 弱V),   Japanisch: 弱変化動詞 (jaku henka dōshi)
2. stark veränderliche Verben (Abk.: 強V),   Japanisch: 強変化動詞 (kyō henka dōshi)
3. unregelmäßige Verben (Abk.: 不V),   Japanisch: 不規則動詞 (fukisoku dōshi)


Die 3 Verbklassen

A. schwach veränderliche Verben (弱V ichidan)

Die sogenannten schwach veränderlichen Verben (弱V ichidan) enden in der lexikalisierten Form (=„Wörterbuchform“) auf den Laut -ru (~る). Dabei steht vor dieser Endung immer ein e- oder i-Laut, genauer, eine e- oder i- Silbe des japanischen Silbenalphabets (siehe Hiragana Tabelle im „Begleitmaterial“).
Beispiele:

見る   mi-ru   sehen
起きる   oki-ru   aufstehen
着る   ki-ru   anziehen (Kleidung)
食べる   tabe-ru   essen
開ける   ake-ru   öffnen
閉める   shime-ru   schließen


Quiz:

Versuchen Sie nun aus folgenden Verben alle 弱V herauszufinden:

(taberu)(ochiru)(!asobu)(tariru)(oshieru)(kariru)(ikiru)(niru)(!okoru)(!wakaru)(ageru)(kariru)(!tobu)(miseru)(!morau)(!okuru)(kangaeru)(!mitsukaru)

Quiz: Versuchen Sie nun aus folgenden Verben alle 弱V herauszufinden:
1. taberu 2. ochiru 3. asobu 4. tariru 5. oshieru 6. kariru 7. ikiru 8. niru 9. okoru 10. wakaru 11. ageru 12. kariru 13. tobu 14. miseru 15. morau 16. okuru 17. kangaeru 18. mitsukaru


Lösung: 1, 2, 4, 5, 6, 7, 8, 11, 12, 14, 17


B. stark veränderliche Verben (強 V godan)

Die sogenannten stark veränderlichen Verben (強V godan) enden in der lexikalisierten Form auf einen der u-Laute des japanischen Silbenalphabets (=Kana-Tabelle). Die Kana-Tabelle zeigt 12 (theoretische) Möglichkeiten dieser Endung auf, nämlich: -u, -ku, -gu, -su, -zu, -tsu, -nu, -fu, -bu, -mu, -yu oder -ru. In der Praxis sind jedoch nur 9 dieser Laute vertreten: -u, -ku, -gu, -su, -tsu, -nu, -bu, -mu und -ru.
Hier jeweils ein Beispiel dieser Verbklasse:

買う   ka-u   kaufen
書く   ka-ku   schreiben
脱ぐ   nu-gu   sich entkleiden
話す   hana-su   sprechen
待つ   ma-tsu   warten
死ぬ   shi-nu   sterben
遊ぶ   aso-bu   spielen
飲む   no-mu   trinken
作る   tsuku-ru   herstellen

Die stark veränderlichen Verben (強V) haben außer dem oben genannten Merkmal des u-Auslautes keine weiteren Gemeinsamkeiten. Im Übrigen gehören die meisten japanischen Verben dieser Klasse an. Wenn also ein beliebiges Verb des Japanischen nicht die Bedingung eines 弱V (=schwach veränderliches V) erfüllt, kann man getrost davon ausgehen, dass es sich um ein 強V (=stark veränderliches V) handelt.
Wie in jeder natürlich entstandenen Sprache gibt es leider gewisse Abweichungen von der Norm. So gehören einige wenige Verben, die die Gestalt eines schwach veränderlichen Verbs besitzen, den stark veränderlichen Verben an. Beispielsweise ist das Verb „shiru“ (wissen; 知る) trotz der Gestalt eines 弱V (das „shi-ru“ endet mit einem „-ru“, wobei davor ein i-Laut steht) ein 強V. Ebenso ist das Verb der Lektion 1 „kaeru“ (zurückkehren: 帰る) statt 弱V ein 強V. Das liegt einfach daran, dass die beiden Verben in der lexikalisierten Form auf ein -ru enden, was ja auch ein u-Laut des Silbenalphabets ist und somit die oben genannte Voraussetzung eines stark veränderlichen Verbs erfüllt. Zum Glück beschränkt sich diese Art von „Überlappung“ auf einige wenige Verben, die sich als Ausnahmen leicht einprägen lassen.
Einen häufigen, aber durchaus vermeidbaren Anfängerfehler, stellt die Verwechslung von einem 弱V und folgenden 強V dar: tsukuru, hakaru, magaru, noboru, tomaru, atsumaru etc. etc..
Alle diese genannten Verben enden zwar auf ein „-ru“, erfüllen aber nicht die zweite Bedingung eines 弱V, dass der Wortstamm auf einen e- oder i-Laut endet Diese gehören also eindeutig den stark veränderlichen Verben an.

Quiz:

Versuchen Sie in der folgenden Reihe alle stark veränderlichen Verben (強V) ausfindig zu machen:

(yorokobu)(narau)(!dekiru)(kiku)(!tateru)(!miru)(hataraku)(suu)(owaru)(!oboeru)(!yameru)(!deru)(!oshieru)(hanasu)(hajimaru)(wakaru)(magaru)(noboru)

Quiz: Versuchen Sie in der folgenden Reihe alle stark veränderlichen Verben (強V) ausfindig zu machen:
1. yorokobu 2. narau 3. dekiru 4. kiku 5. tateru 6. miru 7. hataraku 8. suu 9. owaru 10. oboeru 11. yameru 12. deru 13. oshieru 14. hanasu 15. hajimaru 16. wakaru 17. magaru 18. noboru


Lösung: 1, 2, 4, 7, 8 , 9, 14, 15, 16, 17 und 18


C. unregelmäßige Verben

Die Verben kuru (来る; herkommen) und suru (する; tun, machen) sind die einzigen unregelmäßigen Verben in der japanischen Sprache. Kuru und suru nehmen je nach ihrer Funktion im Satz (sogenannte Flexion) Strukturen an, die mit keinem anderen Verb vergleichbar sind. Mit anderen Worten lassen sich bei diesen Verben im Gegensatz zu den Verben der bereits eingeführten Klassen keine Regeln anwenden, die die Bildung verschiedener Flexionsformen erleichtern.

Weitere Merkmale des Verbs

Neben der eben erwähnten Tatsache, dass im Japanischen nur zwei unregelmäßige Verben existieren, kennt das japanische Verb im Gegensatz zu den meisten europäischen Sprachen keine Konjugation. Es gibt also weder eine personenabhängige Veränderung (z.B. sehe, siehst, sieht, sehen, seht) noch eine Singular-Plural-Veränderung (Hans trinkt gerne Bier/Petra und Hans trinken gerne Bier). So bedeutet beispielsweise das Verb „nomu“ (飲む: trinken) je nach Zusammenhang „ich trinke“, „wir trinken“, „sie trinkt“, „sie trinken“ und so weiter. Wenn man von den gängigen Sprachen ausgeht, erscheint einem das Fehlen einer Konjugation am Anfang ungewöhnlich, aber gleichzeitig ist das eine unschätzbare Erleichterung beim Fremdsprachenerwerb. Eine Konjugation ist für eine Sprache nicht unbedingt notwendig, zumal in der Realität kein Wort ohne Zusammenhang (sogenannten Kontext) ausgesprochen oder geschrieben wird, und somit fast immer die Frage nach der Person und der Personenzahl eindeutig beantwortet werden kann.

Flexion der Verben

Über die inzwischen eingeführte lexikalisierte Form (auch: „Lexikonform“, „Grundform“ etc.) hinaus, die sozusagen den Ausgangspunkt des Verbs ausmacht, existieren eine Reihe von Veränderungen des Verbs in seiner äußeren Gestalt. (Gemeint sind beispielsweise „Veränderungen“ temporaler oder modaler Art.) Verben dienen im Japanischen als wichtigste Träger verschiedener Informationen, die die Aussagekraft eines Satzes bzw. Satzteils stark variieren.
Die Veränderung der Verbform, die zur Variation der Aussage dient, nennt man Flexion. Im Gegensatz zum Deutschen, wo die Veränderung der Aussagekraft des Satzes in der Regel mit Hilfe von Hilfswörtern geschieht (Ich esse Fleisch → Ich esse kein Fleisch/Ich lasse Fleisch essen/Ich würde gerne Fleisch essen etc.) erfolgt im Japanischen derselbe Vorgang durch Anhängen von bestimmten Informationsträgern an den jeweiligen unveränderlichen Stamm des Verbs.
Mit anderen Worten verläuft die Verbflexion im Japanischen nach einem denkbar einfachen Schema:
Wenn man jedes beliebige Verb verändern (flektieren) möchte, nimmt man den Verbstamm und fügt eine entsprechende Endung hinzu: Verbstamm + Information → neue Aussage
Ein Beispiel auf der Wortebene haben wir bereits mehrfach kennengelernt Die lexikalisierte Form der Verben wurde nach dem genannten Schema gebildet. (z.B. entsteht das Verb „essen“ durch „tabe- + -ru“) Auf der Satzebene wird beispielsweise ein Aussagesatz wie „Ich esse Fleisch“ im Japanischen in eine andere Satzform „Ich würde Fleisch essen“ umgewandelt, indem der Verbstamm den bisherigen Informationsträger, nämlich die Information der „Aussage“, sozusagen abkoppelt und einen neuen Informationsträger, also die „Vermutung“ bzw. den „Wunsch“ annimmt. Auf diesem sehr einfachen Denkschema beruht jede, auch noch so differenzierte Flexion des japanischen Verbs. Bei zwei und mehr Informationen wird dieser Vorgang praktisch parallel vollzogen, indem der unveränderliche Verbstamm wie eine Lokomotive, die mehrere Waggons zieht, eben mehrere Informationen mitführt:

Verbstamm
Info 1 Info 2 Info 3 Info 4 usw.
◎ ◎◎ ◎ ◎ ◎ ◎ ◎ ◎ ◎ ◎
z.B. tabe- -sase- -ta- -rashii- -desu
Verbstamm „essen“ Kausativ Perfekt Vermutung Höflichkeit

Bedeutung: „scheint wohl zum Essen veranlasst zu haben“; im Original: 食べさせたらしいです

Voraussetzung für die Verkettung des Verbstamms mit der unmittelbar folgenden Information, sowie allen weiteren Verkettungen der nachstehenden Informationen untereinander, ist sozusagen die passende Form der Kupplung. Im Laufe des Semesters werden wir verschiedene Formen von „Kupplungen“ kennenlernen, die notwendig sind, um die sprachlichen Informationen wie Vermutung, Passiv, Kausativ etc. an den Verbstamm ankoppeln zu können. In den ersten Lektionen wird eine einzige Kupplungsform (genauer: 2. Flexionsstufe) eingeführt, mit deren Hilfe bereits eine ganze Reihe von verschiedenen Informationen (Waggons) verbindbar sind.

Die allgemein höfliche Aussageform

Die japanische Sprache unterscheidet verschiedene Sprachebenen, die den gesellschaftlichen Erfordernissen gerecht werden. Darunter findet man die allgemein höfliche Sprachebene, die von jedem Japaner verstanden und vielleicht noch wichtiger als höflich genug akzeptiert wird. Abgesehen von manchen speziellen Situationen, die eigentlich eine andere Sprachebene verlangen (z.B. würde man in Deutschland auch nicht Kinder mit dem höflichen „Sie“ anreden), stellt diese Sprachebene quasi eine universal einsetzbare Form dar.

beachte:
Es sei hier schon erwähnt das diese Allgemein höfliche Form im Grunde schon eine Sonderform darstellt. Eigentlich sind desu und masu so eine Art Partikel, die abgewandelt sind. Im Grunde ist der verbale Satz so auf gebaut das A B macht. Bedeutet auch das man ganz einfach einen Satz bilden kann, der aus dem Subjekt und dem Prädikat besteht. Die Verbindung dazu ist einfach der Partikel が. Auch wenn man ihn nicht sieht er ist immer da. Als Beispiel wäre „Petra läuft. oder Petra ist am laufen.“, wie der Rheinländer sagen würde. Stellen wir das ins japanische um. Dann nehmen wir Petra ペトラ und laufen 歩く. Diese müssen wir noch verbinden dazu bedient man sich des Partikel が und verbindet beide Worte also „ペトラが歩く。”. Schon hat man einen verbalen Aussagesatz.
Um es genau zu nehmen ist es eigentlich einfacher anfänglich, ohne desu/masu zu beginnen da sich von der Satz Struktur grob nichts ändert. Es bleibt immer A macht B oder A ist B.
Und wie man im weiteren Verlauf sieht hat man schon einige Verb Änderungen, wenn es in die Allgemein höfliche Form umgewandelt wird.

Um eine möglichst rasche Kommunikationsfähigkeit zu erlangen, befasst sich die vorliegende Grammatik in erster Linie eben mit dieser allgemein höflichen Form, anstatt parallel die verwirrende Fülle der anderen Ebenen (z.B. die sehr höfliche Ebene, oder die höflichkeitsfreie Ebene) mit einzubeziehen.
Die erste praktisch anwendbare Verbform, die wir Kennenlernen, ist die allgemein höfliche Aussageform.
(Unter Aussageform wird hier die nicht-perfektive Form verstanden.)
Gemeinsam für alle 3 Verbklassen lautet die Information für die allgemein höfliche Aussageform:

Verbstamm + masu (ます)   (Aussprache: „mass“ wie „Pass“ oder „was“ im Deutschen)
Daher wird dies auch als die „masu“-Form bezeichnet.

Die Bildung der „masu“-Form für die jeweilige Verbklasse lautet:

弱V:  Verbstamm + masu
Lexikonform   dt. Bedeutung   Verbstamm   masu-Form
見る mi-ru   sehen   mi-   mi-masu
起きる oki-ru   aufstehen   oki-   oki-masu
できる deki-ru   können   deki-   deki-masu
いる i-ru   sich befinden   i-   i-masu
食べる tabe-ru   essen   tabe-   tabe-masu
開ける ake-ru   öffnen   ake-   ake-masu
閉める shime-ru   schließen   shime-   shime-masu


強V:  Verbstamm (2.Stufe/i-Auslaut) + masu
Lexikonform   dt. Bedeutung   Verbstamm   masu-Form
買う ka-u   kaufen   ka-i-   ka-i-masu
書く ka-ku   schreiben   ka-ki-   ka-ki-masu
泳ぐ oyo-gu   schwimmen   oyo-gi-   oyo-gi-masu
話す hana-su   sprechen   hana-shi-   hana-shi-masu
待つ ma-tsu   warten   ma-chi-   ma-chi-masu
死ぬ shi-nu   sterben   shi-ni-   shi-ni-masu
遊ぶ aso-bu   spielen   aso-bi-   aso-bi-masu
飲む no-mu   trinken   no-mi-   no-mi-masu
作る tsuku-ru   herstellen   tsuku-ri-   tsuku-ri-masu



Gerade hier bei den 強V wird deutlich, dass der letzte Laut des Verbstamms von dem der Lexikonform abweicht. Die allgemein höfliche Form hat sozusagen eine andere Form der Kupplung (sie gehört einer anderen Flexionsstufe an).

Was bei der Lexikonform den u-Laut darstellte, hat sich bei dieser Form zum i-Laut verwandelt:

~ う   ~ u     ~ い   ~ i
~ く   ~ ku     ~ き   ~ ki
~ ぐ   ~ gu     ~ ぎ   ~ gi
~ す   ~ su     ~ し   ~ shi
~ つ   ~ tsu     ~ ち   ~ chi
~ ぬ   ~ nu     ~ に   ~ ni
~ ぶ   ~ bu     ~ び   ~ bi
~ む   ~ mu     ~ み   ~ mi
~ る   ~ ru     ~ り   ~ ri



Das Schema der Flexion bei den 強V erscheint besonders systematisch, wenn wir die in der Einführung vorgestellte Tabelle des Silbenalphabets (a, i, u, e, o, ka, ki, ku, ke, ko etc.) heranziehen. Alle 強V in der masu-Form nehmen den i-Laut der 2.Stufe (die in der unteren Tabelle fett gedruckte Reihe) an. Aus Platzgründen hier nur eine unvollständige Tabelle (näheres vgl. Begleitmaterial zum Japanisch Intensivkurs):

Stufen:     1.     2.     3.     4.     5. 
Vokalreihe     a     i     u     e     o 
k-Reihe     ka     ki     ku     ke     ko 
s-Reihe     sa     shi     su     se     so 
t-Reihe     ta     chi     tsu     te     to 
n-Reihe     na     ni     nu     ne     no 
etc. etc.                          


不V:  Verbstamm (2.Stufe/i-Laut) + masu
Lexikonform   dt. Bedeutung   Verbstamm   masu-Form
する suru   tun, machen   し- shi-   shi-masu
来る kuru   herkommen   き- ki-   ki-masu


Die Bedeutung der masu-Form

Die masu-Form hat eher die Information des Zukünftigen.
Tabemasu (食べます) heißt also streng genommen nicht „ich esse“ (oder „isst“, „essen“, „esst“) im Sinne von „man nimmt gerade etwas ein“, sondern eher „man wird es tun“, bzw. „man tut es bestimmt, aber es ist jetzt noch nicht eingetreten“. Die masu-Form gibt demnach kein gegenwärtiges Geschehen wieder, sie zeigt sozusagen den nicht vollendeten Zustand, im wahrsten Sinne des Wortes die „nicht perfektive“ Form an.
Daneben kann das „masu“ auch bedingt das „gewohnheitsmäßige Tun“ (z.B. „Ich lese Zeitung“ im Sinne von „Ich pflege Zeitung zu lesen“) wiedergeben. (Die grammatikalisch präzisere Form des gerade Erfolgens bzw. des gewohnheitsmäßigen Tuns, die mit der Verlaufsform („-ing“-Form) des Englischen vergleichbar ist, wird erst in Lektion 11 dieses Lehrbuchs behandelt, da sie gewisse grammatische Vorkenntnisse voraussetzt.)
So wie wir im Deutschen den Zeit- oder den „Gewohnheitsaspekt“ im alltäglichen Sprachgebrauch als übergenau, fast als gekünstelt empfinden und daher statt „Was wirst Du heute essen?“ oder „Was pflegst Du zu essen?“ eher die saloppen Versionen wählen („Was isst Du heute?“ bzw. „Was isst Du?“) kann auch im Japanischen die masu-Form für die genannten Aspekte eingesetzt werden. Lassen Sie sich also nicht beirren, wenn in der deutschen Übersetzung der Beispielsätze der Zukunftsaspekt nicht immer erwähnt wird.

Quiz: Formen Sie folgende Verben zur masu-Form
1. taberu → tabemasu|食べます|たべます()
2. miru → mimasu|見ます|みます()
3. nomu → nomimasu|飲みます|のみます()
4. iku → ikimasu|行きます|いきます()
5. kaeru → kaerimasu|帰ります|かえります()
6. suru → shimasu|します|()
7. kau → kaimasu|買います|かいます()

1.taberu 2.miru 3.nomu 4.iku 5.kaeru 6.suru 7.kau

Lösung: tabemasu, mimasu, nomimasu, ikimasu, kaerimasu, shimasu, kaimasu


Das Perfekt

Die Perfektform des Verbs ist, nachdem die masu-Form bekannt geworden ist, denkbar einfach zu bilden. Durch Austauschen der Endung „-masu“ mit der Information „-mashita“ (ました) erhalten wir die Perfektform eines jeden Verbs. (tabe-mashita: „ich habe gegessen“; mi-mashita: „ich habe gesehen“)
Beachten Sie bitte, dass „mashita“ etwa wie „maschta“ ausgesprochen wird. (=Vokalschwund)

Verbstamm + mashita (ました)     Perfekt

Im Folgenden finden Sie einige Wortbeispiele und deren Wandlung zur Perfektform:

Verbklasse   Lexikonform   dt. Bedeutung   masu-Form   Perfektform
弱V   見る miru   sehen   見ます mimasu   見ました mimashita
  起きる okiru   aufstehen   起きます okimasu   起きました okimashita
  できる dekiru   können   できます dekimasu   できました dekimashita
  食べる taberu   essen   食べます tabemasu   食べました tabemashita
  開ける akeru   öffnen   開けます akemasu   開けました akemashita
  始める hajimeru   beginnen   始めます hajimemasu   始めました hajimemashita
  すてる suteru   wegwerfen   すてます sutemasu   すてました sutemashita
強V   買う kau   kaufen   買います kaimasu   買いました kaimashita
  書く kaku   schreiben   書きます kakimasu   書きました kakimashita
  泳ぐ oyogu   schwimmen   泳ぎます oyogimasu   泳ぎました oyogimashita
  話す hanasu   sprechen   話します hanashimasu   話しました hanashimashita
  待つ matsu   warten   待ちます machimasu   待ちました machimashita
  死ぬ shinu   sterben   死にます shinimasu   死にました shinimashita
  遊ぶ asobu   spielen   遊びます asobimasu   遊びました asobimashita
  飲む nomu   trinken   飲みます nomimasu   飲みました nomimashita
  作る tsukuru   herstellen   作ります tsukurimasu   作りました tsukurimashita
不V   来る kuru   herkommen   来ます kimasu   来ました kimashita
  する suru   tun, machen   します shimasu   しました shimashita

beachte: mashita wird wie „maschta“ ausgesprochen. Das „i“ verschwindet nach der Regel des Vokalschwunds.

Das Prädikat

Oft wird das Prädikat mit dem Verb verwechselt, so dass hier für diejenigen, die schwach auf dem Gebiet der Grammatik sind, dieser Ausdruck nochmals klargestellt werden soll. Fremdsprachenprofis können diese Passage überfliegen und sich mit dem Nomen weiter beschäftigen.
Wie wohl in jeder Sprache bestehen japanische Sätze aus verschiedenen grammatisch definierbaren Satzteilen. Das Prädikat ist dabei der wichtigste Bestandteil eines Satzes, da sich dort die Kernaussage konzentriert. Das Prädikat im Japanischen lässt sich grob in folgende drei Kategorien einteilen, wobei wir die deutsche Sprache als theoretische Grundlage zum Verständnis des Prädikats heranziehen wollen.

  1. „Der Vogel zwitschert“ oder „Blumen blühen“ zeigen an, dass etwas mit einer Sache (Nomen) (im weitesten Sinne) geschieht. Das Geschehen wird durch ein Verb gekennzeichnet. Solche Sätze besitzen also ein verbales Prädikat.
  2. „Herr Weber ist kräftig“ oder „Die Wellen sind ruhig“ sind Sätze, bei denen die Eigenschaft einer „Sache“ (Nomen) mit Hilfe des Adjektivs angezeigt wird. Solche Sätze besitzen ein adjektivisches Prädikat.
  3. „Das ist ein Tisch“ oder „Japaner sind Asiaten“ machen deutlich, dass eine bestimmte Sache (Nomen) zu einer übergeordneten Kategorie (Nomen) gehört. Solche Sätze besitzen ein nominales Prädikat.

Auch im Japanischen können in der Regel nur die drei Wortarten Verb, Adjektiv und Nomen die Funktion des Prädikats in einem Satz einnehmen. In dieser Lektion beschäftigen wir uns ausschließlich mit Sätzen mit verbalem Prädikat.
(Lektion 3: Satz mit nominalem Prädikat; Lektion 5: Satz mit verbaladjektivischem Prädikat, Lektion 6: Satz mit nominaladjektivischem Prädikat)

Kommentare

Wow, für mich als "Bauarbeiter" auch sehr verständlich, vielleicht weil ich es beherrschen möchte? ;-) Danke, LG Phil!

ich lerne schon seit vielen jahren japanisch. aber so neuartig und anders hat bis jetzt noch nie jemand die grammatik erklärt.

bei den verben wird sonst jeweils diese terminologie verwendet:
godan-verben (五段動詞, godan-dōshi) = gruppe 1 = u-verben
ichidan-verben (一段動詞, ichidan-dōshi) = gruppe 2 = ru-verben
gruppe 3 = irreguläre verben

vielen dank!