silbischer Aufbau

Im Gegensatz zum Deutschen, einer Sprache, deren Wortschatz sich aus überwiegend konsonantischen Lauten zusammensetzt, baut sich die japanische Sprache hauptsächlich aus Silben auf. So ist die kleinste bedeutungsunterscheidende lautliche Einheit im Japanischen überwiegend silbisch aufgebaut. (z.B.: ka, su, no, fu, mi usw.) Aus diesem Grunde baut sich z.B. auch das japanische Alphabet (Kana) aus silbischen Lauten auf und wird im Deutschen als "Silbenalphabet" bezeichnet.

In der Regel werden diese Silben alle etwa gleich lang ausgesprochen, wobei die Sprechlänge einer Silbe bei deutlichem langsamen Sprechen etwa halb so lang wie im Deutschen ist. (Abweichungen wie Langvokal, Langkonsonant etc. werden im Anschluss an die Grundlaute behandelt.)

Eine mehr oder weniger willkürliche Aneinanderreihung der Grundlaute der Tabelle auf der folgenden Seite lässt fast immer sinnvolle japanische Wörter entstehen. Allein das a kombiniert mit den Grundlauten (d.h. 45 Silben) bringt beispielsweise folgende Wörter hervor:
ai (Liebe), au (begegnen), ae (begegnen Imperativ), ao (Blau), aka (Rot), aki (Herbst), aku (s. öffnen), ake (öffnen Imperativ), ako (---), asa (Morgen), ashi (Fuß), asu (morgen), ase (Schweiß), aso (Ortsname Aso) usw.

Nach diesem sehr einfachen Prinzip ist praktisch jedes japanische Wort aufgebaut. (Versuchen Sie ein ähnliches Spiel mit deutschen Lauten - hier entstehen nur sinnlose, kaum aussprechbare Lautkombinationen -)

Neben den genannten zweisilbigen Wörtern, die einen großen Bestandteil des japanischen Wortschatzes ausmachen, existieren auch mehrsilbige und einige wenige einsilbige japanische Wörter. Japanisch ist, vom lautlichen Aufbau her gesehen, eine sog. polysyllabische (mehrsilbige) Sprache.

Da der lautliche Aufbau der japanischen Sprache sehr einfach und beschränkt ist, muss sie gleichzeitig auch mit einem sehr begrenzten Bestand bei der Wortbildung auskommen. Die Folge ist, dass Wörtern mit völlig verschiedener Bedeutung derselbe Laut zugeordnet wird. Es entstehen Homophone.

Während wir im Deutschen nur hin und wieder Wörter antreffen, die gleich ausgesprochen werden, aber unterschiedliche Bedeutungen haben (z.B. „Schloss“ als Schlossgebäude und „Schloss“ als Schließanlage), herrscht in der japanischen Sprache aus dem genannten Grund eine Inflation dieser Homophone. So gut wie jedes einsilbige Wort hat mehr als eine Bedeutung (z.B. „ha“ =Zahn, Blatt; „su“„ =Essig, Nest; „e“ = Bild, Griff etc.) Selbst zwei- oder mehrsilbige Wörter weisen dasselbe Phänomen auf (z.B. „kami“ =Gott, Papier; „seki“ =Sitzplatz, Husten; „sake“ = Reiswein, Lachs etc.) Diese Homophone können nur durch das Schriftbild oder durch schwer erkennbare Tonhöhenunterschiede differenziert werden.